Interview mit Stefanie Hering

Designer, Artist und Entrepreneur Hering Berlin


Stefanie Hering ist ausgebildete Porzellanmeisterin und setzt den Fokus ihrer international renommierten Designmarke bewusst innovativ: reine Handarbeit in allen Schritten von deutschem Standort aus, stilprägendes Design, zugeschnitten auf den kleinen, aber äußerst zukunftsträchtigen Markt der neuen „mindful luxury“ Konsumenten. Das Besondere sind Stefanie Herings exzellente Formen, die aus dem Spiel, dem Versuch und Experiment sowie der unbedingten Kenntnis des Werkstoffs Porzellan entstehen. Ergebnis sind feinste Porzellanobjekte, die künstlerisch anmuten, gleichzeitig hoch funktional sind und ihren Weg längst in bedeutende Designsammlungen, die Luxusgastronomie- und Hotellerie und vor allem weltweit auf den Tisch von Designkennern gefunden haben.

Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach Tableware für das Ambiente eines Restaurants?
Was auf dem Teller ist, muss geschmacklich und handwerklich genial sein. Ein Anspruch, der in der Spitzengastronomie auch auf das Porzellan angewendet wird. Denn Top-Cuisine, serviert auf feinstem handgefertigtem Manufakturporzellan, das ist zweifellos ein einzigartiges Erlebnis für die Sinne, auf das eine wachsende Anzahl internationaler, handverlesener Gastronomie-Adressen setzt. Genauso, wie es bei einem Kunstwerk der Rahmen ist, der dessen Erscheinungsbild abrundet, ist es bei der Kreativ-Cuisine das im Detail durchdachte, kostbare Porzellan, durch das das kulinarische Erlebnis und auch das Ambiente eines Restaurants erst vollendet werden.

Ist das Design entscheidend oder die Haptik ?
Beides. Mein Geschirr ist elegant, bedient sich einer zeitlos-modernen Formensprache, wird aber in der Tradition der klassischen Porzellanmanufakturen ausschließlich per Hand hergestellt und weist oftmals unglasierte Biskuitoberflächen mit einer sehr feinen Haptik auf. Dadurch werden bereits in der Wahrnehmung des Porzellans alle Sinne geschärft und der kulinarische Genuss durch eine ebenso außergewöhnliche Inszenierung untermalt.

Als Sie mit der Kreation von Porzellan begannen, saßen Sie selbst an der Drehscheibe – wie arbeiten Sie heute?
Ich beginne stets mit der Form, mache erste Skizzen. Die sind meist objektgroß und pflastern die Räume meiner Wohnung, was bei sehr großen Gefäßen raumdominierend sein kann. So nähere ich mich meiner künstlerischen Idee einer neuen Kollektion. Meine Skizzen und Papiermodelle übersetze ich dann zunächst selbst als Prototypen in Porzellan und arbeite bei der weiteren Produktentwicklung eng mit meinem Team an Kunsthandwerkern in Reichenbach zusammen. Für mich ein extrem spannender Prozess.

Was fasziniert Sie an Geschirr und Porzellan?
Es ist immer wieder ein Wunder für mich, wie in unseren Werkstätten Porzellan rein von Hand entsteht. Bedenken Sie, wie komplex und zeitaufwendig dieser Prozess ist und wie alt diese Kunst ist. Das hat für mich etwas Magisches. Schauen Sie in einen Brennofen, wo Temperaturen von weit über 1.000 Grad herrschen. Die Modelle glühen und verwandeln sich dabei in diese faszinierenden, reinweißen Objekte.

Was inspiriert Sie, wenn Sie Neues kreieren?
Unsere Zeit und unser Leben heute, in all seiner Geschwindigkeit und Komplexität. Luxus heute ist Bewusstsein, Achtsamkeit und Zeit. Dem Überangebot von Waren jeglicher Colour, auch durch das Internet, setze ich Gestaltung entgegen, die keinen saisonalen Moden unterworfen ist, sondern die Klassiker von Morgen. Ich reise viel, gehe in Museen, sehe mir Kunst an. Ich stöbere gern auch auf Designmärkten. Moden und Trends haben eine sehr wichtige Funktion in unserer Welt - aber es ist nicht das, worum es bei Hering Berlin geht. Unsere Unikate sind von bleibendem Wert. Die Ideen dazu entstehen aus Respekt vor dem Material und seinen Möglichkeiten.

Was zeichnet Biskuitporzellan aus, das bei Ihren Entwürfen eine wichtige Rolle spielt?
Biskuitporzellan ist für mich eine geeignete und schöne Interpretation zeitgemäßer Gestaltung von Porzellan. Das Licht spielt mit der matten Oberfläche und hebt Linienführung und Konkavitäten an den Flächen hervor. Porzellan hat viele Facetten – Biskuitporzellan bringt seine exquisiten Qualitäten hervor. Und obwohl meine Kreationen oft äußerst fragil wirken, mit raffinierten, metallisch anmutenden Glasuren überzogen sind oder mit dem Kontrast von glasierten Partien und unglasierten Biskuit-Oberflächen spielen, sind sie dennoch der intensiven Beanspruchung im täglichen Gebrauch gewachsen.

Sie arbeiten mit ausgewählten Handwerksbetrieben zusammen, produziert Hering auch selbst?
Ja, Hering Berlin fertigt in reiner Handarbeit in allen Schritten von deutschem Standort aus, zugeschnitten auf den kleinen, aber äußerst zukunftsträchtigen Markt der neuen „mindful luxury“ Konsumenten. Wir unterhalten eine eigene Fertigung in den Werkstätten von Reichenbach. Dabei wähle ich die Kunsthandwerker meines Kreativteams sorgsam aus und arbeite mit ihnen vor Ort, bis sie den Kern und das Wesen meiner Entwürfe verstehen.

Und haben Sie einen Tipp für den gedeckten Tisch der Zukunft?
Lassen Sie sich von Ihren persönlichen Vorlieben leiten. Ich bin ein Liebhaber von Biskuitporzellan. Wenn man diese Qualität erlebt, aus einer unglaublich feinen Teeschale trinkt oder ein fein gemaltes Dekor neben einem Kuchenstück entdeckt, ist dies eine besondere Erfahrung und alles schmeckt besser.

 

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